Wie viel wiegt ein in Erfüllung gegangener Traum?

German, Phil O' Soph

Ungefähre Lesezeit: 30 Minuten

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Ziele im Leben zu setzen ist immer ein ambitioniertes Vorhaben. Ich habe mich nie ernsthaft um die Setzung neuer Ziele gerissen, aber auf der anderen Seite auch nie darum gescheut. Schließlich habe ich immerhin zwei Studiengänge erfolgreich mit Bravour gemeistert und immerhin drei Fremdsprachen fließend sprechen gelernt. Das kann sich natürlich durchaus sehen lassen und repräsentiert meiner Meinung nach das Erreichen von intrapersonellen Zielen.

Mich haben aber diese Ziele niemals mit Stolz erfüllt, weil ich keine Emotionalität dazu aufbauen konnte. Weder vor dem Erreichen des Ziels und danach schon gar nicht. Auch auf dem Wege dazu sah ich das Ziel eher als Mittel zum Zweck.

  • Führerschein? Braucht man nicht, um ein Auto lenken zu können. Lästige gesellschaftliche Pflicht zur individuellen Mobilität. Trotzdem für Auto und Motorrad gemacht.
  • Schulabschlüsse? War lustig und amüsant, aber diente nur der weiteren Qualifikation.
  • Ausbildung? Na gut, wenn es unbedingt sein muss. Keine schlechte Idee, aber auch kein ausgefallener Geistesblitz.
  • Bachelor? Kostete viel Zeit, brachte am Ende aber nur ein buntes Zertifikat und eine schöne Zeremonie.
  • Master? Ein bisschen was geht noch, kein unrealistisches Ziel. Nochmal die berühmte Schippe drauflegen und aus dem Ärmel schütteln.

Selten war ich satt oder gar zufrieden gestellt und habe das stets erreichte oder manchmal gar überflügelte Ziel schleunigst abgehakt. Hastig weiter machen wollen und nie auf einem Erfolg ausruhen war die Devise.

Ich wollte nach dem Mastertitel sogar noch einen Doktor dranhängen. Allerdings hat meine damalige Universität in Spanien in einem beispiellosen Akt an administrativem Chaos und professionellem Unvermögen die Zertifizierung meines Mastertitels derart künstlich in die Länge gezogen, dass mir nach drei verstrichenen Anmeldungsfristen für ein Doktorstudiengang irgendwann die Lust auf noch weitere Geduld, bzw. Zeitverschwendung vergangen ist. Lustig zu erwähnen an dieser Stelle, dass ich auch 2,5 Jahren nach erfolgreichem Abschluss noch immer auf den offiziellen Titel warte. Sachen gibt’s!

Ziele sind also nur da, um erreicht zu werden. Mehr aber nicht. Viel eher war ich an den immateriellen und nicht greifbaren Träumen und abstrakten Vorstellungsweisen interessiert. Einen Traum im Leben zu haben, ist etwas Wundervolles. Du kannst ihn für Dich persönlich imaginär ausmalen, Dich stets daran orientieren und ihn still und heimlich genießen.


Dudú Blue Lagoon - Stray dog
Ein träumender Hund am Ufer einer Lagune

Träume kann Dir keiner nehmen. Ziele hingegen schon. Da muss nur irgendein Querulant von inkompetentem, bzw. willkürlichem Entscheidungsträger im Weg sein oder eine administrative Hürde und bürokratische Schikane aufgebaut werden. Schon ist das gesteckte Ziel wegen dieser externen Einflussfaktoren in Gefahr, erreicht werden zu können. Vielleicht war es dieser Grund, weshalb ich stets eine höhere Emotionalität zu Träumen als zu Zielen aufbauen konnte. Denn was ist schöner als meiner individuellen und perspektivischen Vorstellung zu folgen?

Mit Sicherheit keinem Ziel hinterherzuhecheln und sich mit 100 Kommilitonen einen Vorlesungssaal zu teilen, nur um am Ende den gleichen dokumentarischen Wisch in den Händen zu halten. Das ist eher ein kollektives und von der Gesellschaft entwickeltes Ziel um ein gewisses Anspruchsdenken zu entwickeln und indoktrinieren. Da bleibe ich lieber bei meinen individuellen Träumen vor meinem geistigen Auge.

Es gibt natürlich auch Menschen, die die exakt andere Sichtweise verfechten und Träume als Schäume abtun. Ist weder verkehrt, noch korrekt. Aber: “Jeder Jeck ist anders” wie der besoffene Kölner an Karneval grölt.

Ich habe mich oft gefragt, wie viel ein Traum wiegt. Im Gegensatz zu einem Ziel hinterlässt ein Traum irgendwo einen mentalen Fingerabdruck und damit Gewicht. Der Traum muss irgendwo im Gehirn abgestempelt und lokalisiert werden und das trägt natürlich naturgegeben Gewicht mit sich. Ein Ziel hingegen wird lediglich erfüllt oder auch nicht. Aber es besitzt keine vergleichbare mentale Last wie ein Traum.


A baby sleeps and has sweet dreams
Ein Baby träumt während seiner sehr aktiven Nachtruhe

Es gibt zwei Träume, die ich verfolgt und gelebt habe. Anhand diesen beiden Beispielen möchte ich dezidiert versinnbildlichen, was den Traum ihn mir ausgelöst und was er in mir bewirkt hat. Der eine Traum hat sich erfüllt und der andere nicht. Bin ich durch den in Erfüllung gegangenen Traum nun physikalisch schwerer geworden als vorher?

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